Mit dem Fahrrad zur Arbeit

Eine verbesserte Umweltbilanz lässt sich für Unternehmen am besten erreichen, wenn auch alle Mitarbeiter:innen daran mitwirken – und der Arbeitgeber für günstige Rahmenbedingungen sorgt.

 
Ein Unternehmen, das beispielsweise erreichen möchte, dass seine Mitarbeiter:innen überwiegend mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr zum Arbeitsplatz kommen, sollte nicht irgendwo, sondern möglichst zentral an einem Ort mit guter Verkehrsanbindung ansässig sein. Denn die Nahverkehrsnetze der Städte sind immer auf das Zentrum ausgerichtet und schon bei wenigen Mitarbeiter:innen, darf man davon ausgehen, dass sie aus unterschiedlichen Richtungen zur Arbeit kommen. Neben der Lage macht eine Fahrradinfrastruktur mit flachen Rampen und genügend Fahrradstellplätzen, Ladestationen für Pedelecs und Duschen Unternehmen attraktiv.

Ein solches Angebot ist nicht nur ein starker Anreiz, um auf ein umweltschonendes Verkehrsmittel umzusteigen, es fördert auch die Fitness, die Gesundheit und den Teamgeist der Mitarbeiter:innen. Beispielhaft umgesetzt ist ein solches Mobilitäts- und Fitnesskonzept im OFFICEHOME The Grid, das der IT-Dienstleister Adesso Anfang des Jahres in Berlin Kreuzberg bezogen hat. In dem Neubau von PANDION gibt es neben der radfahrerfreundlichen Garage auch einen Trimm-Dich-Pfad im Treppenhaus, der auf den Wegen zwischen den Stockwerken zu sportlichen Aktivitäten animiert. In ökologischer Hinsicht bemerkenswert ist zudem der Mooswandbereich in der Durchfahrt zum Hof.

Wie darüber hinaus ökologische Nachhaltigkeit auf Ebene der Mitarbeiter:innen initiiert und umgesetzt werden kann, dazu forscht Prof. Michael Müller-Carmen von der Wirtschaftsuniversität Wien. Er hat ermittelt: Mobilitätsangebote wie im OFFICEHOME The Grid sind typisch für Nachhaltigkeitsanreize in deutschen Unternehmen. Es gehe beispielweise darum, wie Unternehmen Dienstwagen weniger attraktiv machen können, indem sie Freifahrscheine für den öffentlichen Nahverkehr anbieten oder Fahrgemeinschaften förderten. In den USA herrsche hingegen eine starke Award-Kultur vor. „Da gibt es Auszeichnungen für Teams, die sich besonders umweltfreundlich verhalten, oder für Beschäftigte, die die beste Umweltidee haben“, berichtet Müller-Carmen. Im asiatischen Raum sei Employee Volunteering sehr wichtig. „Mitarbeitende engagieren sich an speziellen Tagen für die Umwelt, pflanzen zum Beispiel Bäume oder beteiligen sich an Müllsammelaktionen für die Umwelt.“ 

Es sei sicher nicht die Aufgabe von Unternehmen, Mitarbeitende zu erziehen. Aber jedes Unternehmen habe bestimmte Ziele und es sei völlig legitim, dass diese auch für die Beschäftigten gelten würden. „Wenn es um ökonomische Ziele geht, etwa die Quartalsziele, um x Prozent zu steigern, hinterfragt das niemand. Warum sollte das bei der ökologischen Ausrichtung anders sein?“, so der Professor. Green Humann Ressource Management und verbesserte Mobilitätsangebote in Kombination mit Anreizen, diese auch zu nutzen, werden somit zu einem wichtigen Baustein, um die Nachhaltigkeitsbilanz eines Unternehmens zu verbessern.